Anlässlich des 87. Jahrestages des Andenkens an Millionen Opfer des Holodomor in der Ukraine 1932-1933 nahmen die Abgeordneten des Deutschen Bundestages und der Werchowna Rada der Ukraine am Parlamentarischen Marathon der Erinnerung teil, um die Welt an die größte menschliche Katastrophe des ukrainischen Volkes zu erinnern.
S.E. Botschafter der Ukraine in der Bundesrepublik Deutschland Dr. Andrij Melnyk:
„An diesen November-Tagen gedenkt Deutschland auf eine besondere Weise Millionen von unschuldigen Holodomor-Opfern.
Gestern noch haben wir, gemeinsam mit den deutschen Politikern und Diplomaten bei einer ökumenischen Andacht für die Seelen der durch Hunger zu Tode gefolterten Ukrainer gebetet.
Und heute starten wir mit einem einzigartigen Projekt – dem Parlamentarischen Marathon zum Gedenken der Holodomor-Opfer.
Ich freue mich sehr darüber, dass dieser Aufruf der Botschaft bei einflussreichen Abgeordneten sowohl des Deutschen Bundestags, als auch des Obersten Rats der Ukraine, einen Widerhall gefunden hat.
Insbesondere ist es mir angenehm, dass angesehene deutsche Parlamentarier, Vertreter aller größten Parteien, sich dem feierlichen Gedenken der durch Hunger ermordeten Ukrainerinnen und Ukrainer angeschlossen haben.
Das sind die Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth, der Vorsitzende des Petitionsausschusses Marian Wendt, die Vorsitzende des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Gyde Jensen, der Vorsitzende des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union Gunther Krichbaum, Stellvertretende Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU und der SPD Arnold Vaatz und Dirk Wiese, der Vorsitzende der Deutsch-Ukrainischen Parlamentariergruppe Omid Nouripour sowie viele andere ungleichgültige deutsche Abgeordnete.
Solch eine Solidarität mit dem Schmerz der Ukrainischen Nation ist wirklich beeindruckend und inspirierend.
Daher hoffen wir, dass die Bundestagsmitglieder nach der Prüfung der Holodomor-Petition einen wichtigen Schritt zur historischen Verantwortung vollziehen und Holodomor als das, was er tatsächlich war, anerkennen – als Genozid am ukrainischen Volke.
Wir danken herzlich den Abgeordneten der Werchowna Rada der Ukraine – der Stellvertretenden Parlamentsvorsitzenden Olena Kondratjuk, den Co-Vorsitzenden der Deutsch-Ukrainischen Parlamentariergruppe Galyna Jantschenko und Sergiy Taruta, der Vorsitzenden des Ausschusses für Europäische Integration Iwanka Klympusch-Tzyntzadze, anderen Abgeordneten wie Iryna Geraschtschenko, Jelysaweta Jas´ko und vielen anderen, die sich dem Parlamentarischen Marathon zum Gedenken der Opfer von Holodomor-Genozid angeschlossen haben.
Wir sind sehr dankbar allen Mitgliedern des Deutschen Bundestages, die mit Ihren ganz persönlichen Video-Botschaften die Opfer des Holodomor gewürdigt haben.
Die Ukrainer hoffen, dass die Abgeordneten dieses größte Massenverbrechen der Stalin-Terrorherrschaft als Völkermord anerkennen werden.
Parlamentarischer Marathon der Erinnerung in Berlin
Claudia Roth, MdB, Bundestagsvizepräsidentin:
Der 28. November ist ein besonderer Tag für die Ukraine, für alle Menschen in der Ukraine. An diesem Tag wird einer der größten Katastrophe in der ukrainischen Geschichte gedacht, der Hungerkatastrophe vor 87 Jahren – dem Holodomor. Es gibt kein Recht auf Vergessen. Das Gedenken, die Erinnerung in die Zukunft und die gemeinsame Aufarbeitung von Geschichte sind essenziell für ein demokratisches Miteinander heute, morgen und übermorgen.
Olena Kondratiuk, Stellv. Vorsitzende der Werchowna Rada der Ukraine:
Wir - Ukrainer auf der ganzen Welt zünden eine Kerze an und erinnern uns im Gebet an die Seelen der Unschuldigen, der Verlorenen und der Ungeborenen. Wir müssen den Preis des Lebens verstehen. Wir dürfen niemals die Millionen unschuldiger Seelen vergessen, die von der Hungersnot des totalitären Regimes gefoltert wurden. Wir danken allen nicht gleichgültigen Ländern, die sich uns angeschlossen haben, um das totalitäre Regime zu verurteilen und den Holodomor als Völkermord an den Ukrainern anzuerkennen. Nur so können wir eine neue gerechte Welt aufbauen und dieses Verbrechen verurteilen, indem wir uns an die Siege erinnern und im Namen derer vorankommen, die von einer freien Welt träumten.
Manuel Sarrazin, MdB, Sprecher für Osteuropapolitik (Bündnis 90/DIE GRÜNEN):
Der Holodomor war ein Völkermord! Ich möchte, dass mehr Menschen in Deutschland von diesem Teil der Geschichte der Ukraine wissen.
Marian Wendt, MdB, Petitionsvorsitzender des Bundestags:
Wir gedenken heute den Millionen von Ukrainern, die im Holodomor ums Leben gekommen sind. Dazu möchte ich auch hier in Deutschland ein Zeichen der Solidarität in die Ukraine senden und diese Kerze ins Fenster stellen in Verbundenheit mit unseren Freunden und Brüdern sowie Schwestern – Ukrainern. Wir denken heute an die Opfer und arbeiten wir daran, dass deren Schicksal nie vergessen werden wird.
Iryna Gerashchenko, MdP, Ko-Vorsitzende der Fraktion „Europäische Solidarität“:
An diesem Samstag werden meine Kinder und ich eine Erinnerungskerze zu Ehren der Millionen Opfer des stalinistischen Regimes anzünden. Unter den Verhungerten waren meine Großeltern aus der Tscherkassy-Region. In der Ukraine gibt es keine Familie, die ihre Angehörigen nicht in der Zeit des schrecklichen Holodomor von 1932-33 verloren hat. Mit solchen Hungerquälereien trieb Stalin nicht nur Ukrainer in Kollektivfarmen, sondern tötete auch den Wunsch nach Freiheit und machte die Ukrainer zu “Sowjetsmenschen”. Die Welt wusste von diesen Verbrechen, schwieg aber. Es ist an der Zeit, die Solidarität mit den Ukrainern zu zeigen, die Millionen unschuldiger Opfer zu ehren und den Holodomor als Völkermord am ukrainischen Volk anzuerkennen, durch die ganze Welt!
Gunther Krichbaum, MdB, Vorsitzender des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union:
1932-33 brachte der Holodomor unzähliges Leid über die ukrainische Bevölkerung. Millionen Menschen starben durch eines der abscheulichsten Kriegsverbrechen des Stalin-Regimes. Und gleichwohl ist der Holodomor bis zum heutigen Tag in weiten Teilen Europas unbekannt. Russland muss nun endlich auch seine Archive öffnen, damit wir das grausame Schicksal der vielen Opfer bekannter machen. Den betroffenen Menschen zuliebe müssen wir das als eine gemeinsame Aufgabe betrachten und hier ist Russland gefordert.
Arnold Vaatz, MdB, stellv. Vorsitzender der CDU/CSU Bundestagsfraktion:
Der organisierte Massenmord an Millionen von Ukrainern war eines der größten Menschheitsverbrechen des Kommunismus unter Stalin und es ist ein Skandal, dass dieses Verbrechen heute in der europäischen Wahrnehmung nahe zu vergessen ist. Deshalb halte ich es für ganz wichtig, dass wir daran erinnern, regelmäßig.
Iwanna Klympushch-Zynzadse, MdP, Vorsitzende des Ausschusses für die Integration der Ukraine mit der EU:
Als Hauptziel des Holodomor in der Ukraine war die Zerstörung der Zukunft. Wir werden nie wissen, wie die Welt und die Ukraine aussehen würden, wenn sie von Millionen von getöteten Menschen gebaut wurden. Daher kann nur seine Verleugnung und Vergessenheit schlimmer sein als dieses Verbrechen, weil in diesem Fall eine Möglichkeit ist, die Katastrophe zu wiederholen. Wir müssen darüber sprechen, wie wichtig es ist, sich an den Völkermord an den Ukrainern durch den Holodomor zu erinnern.
Dirk Wiese, MdB, Stellv. Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion:
Es ist wichtig und ein Zeichen, an so einem Tag wie heute, innezuhalten und an das grausame Verbrechen des Holodomor zu erinnern. Es ist wichtig und auch eine Aufgabe für uns, dass viel mehr Bürgerinnen und Bürger auch in der Bundesrepublik Deutschland über dieses grausame Verbrechen informiert werden und auch Bescheid wissen.
Omid Nouripour, MdB, Vorsitzender der Deutsch-Ukrainischen Parlamentariergruppe:
Ich werde am 28. November um 16:00 Uhr eine Kerze anzünden für die Millionen von Opfern des Holodomors, einem der schlimmsten Verbrechen in der Geschichte der Menschheit gegen das ukrainische Volk und ich bitte Sie, das mit mir gleich zu tun.
Halyna Yanchenko, MdP, Ko-Vorsitzende der Ukrainisch-Deutschen Parlamentariergruppe, Vizevorsitzende der Fraktion „Diener des Volkes“:
Vier Millionen Ukrainer wurden Opfer des Holodomor 1932-1933. Die Archive belegen, dass dies ein geplanter Genozid am ukrainischen Volk war. Unsere Aufgabe als Staat ist es, diese Wahrheit in die Welt zu tragen, in Erinnerung an diejenigen, die in jenen grausamen Zeiten zu Opfern wurden.
Gyde Jensen, MdB, Vorsitzende des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe:
Auch als Mitglied der Deutsch-Ukrainischen Parlamentariergruppe bin ich an diesem 87. Jahrestag in Gedanken bei Ihnen. Viele von Ihnen werden sich erinnern, wie es war, als sie diese schreckliche Katastrophe verschweigen mussten, weil der Holodomor über Jahrzehnte lag ein Tabu war. Und gerade deswegen aber nicht zuletzt deshalb zünden wir morgen um 16:00 Uhr eine Kerze an, um Ihnen auch in Gedanken und sichtbar die Hand zu reichen.
Serhii Taruta, MdP, Ko-Vorsitzende der Ukrainisch-Deutschen Parlamentariergruppe:
Holodomor ist eine Tragödie, die jede unserer Familien getroffen hat, eine Wunde, die niemals in der Erinnerung des ukrainischen Volkes heilen wird. Die Menschheit muss die Erinnerung an diese Tragödie für immer prägen, damit sie sich niemals wiederholen wird. Lasst uns unsere Köpfe vor den Namen von Millionen unschuldiger Opfer beugen und ihre Erinnerung ehren!
Martin Patzelt, MdB, Mitglied des Bundestagsausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe:
Wir denken heute daran, dass vor 87 Jahren Millionen Menschen gestorben sind, weil man ihnen das Brot für das Leben verweigert hat. Ukrainische Menschen, wo der politische militärische Gegner sagte, sie sollen sterben. Das erfüllt uns mit Trauer. Wir sollten Hundert Jahre und noch viel länger an solche Massaker denken, damit so etwas nie wieder geschieht.
Yelysaveta Yasko, MdP, Vorsitzende der Ständigen Delegation der Ukraine in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates:
Der Holodomor ist eine grausame Tragödie der Menschheit, die Tausenden Menschen das Leben genommen und unzählige Traumata gesät hat, und das Wichtigste ist, sie hat die Möglichkeit genommen, glücklich zu sein. Zünden Sie eine Kerze zum Gedenken an die Opfer des Holodomor an!