Es gilt das gesprochene Wort
Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
Sehr geehrte Frau Bundestagspräsidentin,
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,
Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung,
Sehr geehrter Richter am Bundesverfassungsgericht,
Exzellenzen,
Liebe Freundinnen und Freunde der Ukraine,
Liebe UkrainerInnen
An diesem Tag vor einem Jahr konnte ich mir heutige Veranstaltung kaum vorstellen. Damals ging es der Ukraine ums Überleben. Heute geht es uns um Überwältigung. Damals schrie die Ukraine um Hilfe. Heute legt Deutschland eine Schweigeminute als Zeichen der tiefen Solidarität ein.
Wir, Ukrainerinnen und Ukrainer, wissen diese Solidarität und die universelle Unterstützung Deutschlands hochzuschätzen. Dank diesem Rückhalt hat die Ukraine überstanden. Dank dem werden wir gewinnen.
Wir, Ukraine und Deutschland, sind während dieses Jahres viel näher geworden. Wir haben begonnen, uns gegenseitig besser zu verstehen. Zu hören und gehört zu werden. Vertrauensvoll miteinander zu reden, wie es in einer Familie sein mag. Diese Betrachtungswende gehört auch zur Zeitenwende. Die herzliche Empfangnahme von mehr als einer Million ukrainischer Schutzsuchenden hat hier die Hauptrolle gespielt.
Selbstverständlich gibt es noch Luft nach oben in diesem Verständnis. Ich bin tief davon überzeugt, dass so ein Verständnis durch die Fachkenntnisse kommt. Durch die neuen Lehrstühle für ukrainische Geschichte. Durch die neuen gemeinsamen Forschungen. Durch die Erlernung der ukrainischen Sprache als Fremdsprache in Schulen.
Für diesen Prozess gibt es bereits einen schönen deutschen Begriff. Ost-Erweiterung des Bewusstseins. Das gehört auch zur europäischen Integration der Ukraine, zur EU und NATO Mitgliedschaft der Ukraine. Zur Frage, die seit vorigem Sommer aus der ob-Frage- zur wann-und-wie-schnell-Frage wurde. Nicht zuletzt dank der deutschen Stellung.
Deutschland unterstützt uns auch dort, wo es am nötigsten ist. An der Frontlinie. Beim Schutz unserer Zivilinfrastruktur oder selbst unserer Zivilisten. Beim dringenden Wiederaufbau. Deutschland wurde seit diesem Jahr zu unserem größten europäischen Unterstützer in allen Bereichen. Militärisch und finanziell. Wie mehrmals gesagt: deutsche Waffen retten Leben. Deutsche Waffen retten die Ukraine.
Die Ukraine teilt und vor allem verteidigt europäische Werte. Die Werte, für die auch alle deutschen demokratischen Fraktionen stehen. Die Ukraine ist kein politischer Streitpunkt, sondern ein Punkt der demokratischen Einigkeit. Dafür danke ich den Bundestagsabgeordneten.
Ich freue mich, dass wir mit der Bundesregierung sowie mit der konstruktiven Opposition auch die Friedensvision teilen.
Wir danken Ihnen, sehr geehrter Herr Bundespräsident für Ihre Unterstützung und Ihr Engagement für die Ukraine.
Ich danke Ihnen, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, für Ihre klaren Worte, dass Deutschland die Ukraine so lange unterstützen werde, solange es nötig sei. Auch für Ihren persönlichen Einsatz im Thema der Waffenlieferungen an die Ukraine. Wir danken Ihnen!
Es darf keinen Diktatfrieden geben. Es soll nur einen gerechten und dauernden Frieden geben. Es geht nicht nur um Grenzen oder Gebiete, es geht vor allem erst um Menschen. Wir kämpfen heute für die Freiheit der Ukraine. Das heißt in der ersten Linie für die Befreiung unserer Menschen. Wir wissen alle, was für Gräueltaten unter russischer Besatzung passieren. Folter, Vergewaltigungen, Kinderverschleppungen, Morde. Leider können wir uns heute noch kaum das Ausmaß der russischen Kriegsverbrechen vorstellen.
Der Frieden fällt nicht vom Himmel. Vom Himmel fallen in der Ukraine üblicherweise russische Marschflugkörper und Kamikaze-Drohnen. Der gerechte und dauernde Frieden muss erkämpft werden. Dafür stehen wir zusammen. Dafür stehen ukrainische Jungs und Mädels auf der ukrainischen Frontlinie. Auf der Linie, die heute Europa und Barbarei teilt.
Wir halten die Widerstandslinie zusammen. Und wir werden zusammen gewinnen.
Slava Ukraini!