Die Deportation der Krimtataren, die am 18. Mai 1944 begann, ist eines der auffälligsten Beispiele für die Verbrechen des sowjetischen Regimes während des Zweiten Weltkrieges. Seit mehr als 20 Jahren bestritt die Sowjetregierung den kriminellen Charakter ihrer Handlungen. Im Jahr 1967 erkannte der Oberste Rat der UdSSR die Grundlosigkeit der Anschuldigungen der Krimtataren, aber im Unterschied zu anderen „bestraften Völkern“ war es ihnen nicht erlaubt, auf die Krim zurückzukehren. Erst im Jahre 1989 hat das sowjetische Parlament die Deportation als widerrechtlich und strafbar beschlossen.
Am 11. Mai 1944 wurde ein geheimes Dekret Nr 5859 „Über Krimtataren“ von dem Staatsverteidigungskabinett verabschiedet. Es machte Ansprüche gegen die Krimtataren wie Massenverrat und Massenkollaboration, die die Deportation rechtfertigten. Tatsächlich gibt es keine Indizien für den Treuebruch seitens der Krimtataren, darüber hinaus starb die Mehrheit der Kollaborateure im Kampf oder wurde einzeln verurteilt.
Die Deportation der Krimtataren begann am 18. Mai 1944 um 3 Uhr morgens und dauerte bis zum 20. Mai 1944. An der Operation beteiligten sich 32.000 Mitarbeiter des Volkskommissariats für innere Angelegenheiten (NKWD). Die Deportierten durften sich von wenigen Minuten bis zu einer halben Stunde fertigmachen. Es war erlaubt, persönliche Gegenstände, Geschirr, Haushaltsausstattung sowie Nahrungsmittel bis zu 500 kg pro Familie mitzunehmen. In Wirklichkeit war es möglich, im Durchschnitt nur 20-30 kg Sachen und Nahrungsmittel zu sammeln, die überwiegende Mehrheit des Eigentums blieb zuhause und wurde vom Staat beschlagnahmt. Es gab auch zahlreiche Fälle von Plünderungen. Innerhalb von zwei Tagen wurden die Krimtataren zu den Bahnstationen in Bachtschysaraj, Dschankoj, Simferopol mit Autos transportiert und mit Zugwagonen weiter nach Osten geschickt.
Während der Hauptdeportationswelle am 18-20 Mai wurden 180.014 Krimtataren übersiedelt, für deren Deportation 67 Zugwagen eingesetzt wurden. Außerdem wurden 6.000 durch den Militärbehörden innerhalb von April bis Mai einberufene krimtatarische junge Männer mobilisiert und nach Gurjew (Atyrau, Kasachstan), Kujbyschewo, Rybinsk geschickt. Noch 5.000 Krimtataren wurden zur Arbeit in Trust „Moskowugol“ geschickt. Insgesamt wurden 191.044 Menschen im Laufe der ersten zwei Tage deportiert. 5.989 Menschen, denen Kollaboration mit Deutschen und anderen „anti-sowjetischen Elementen“ vorgeworfen wurden, wurden während der Deportation verhaftet. Die wurden in Gulag gebracht und im Weiteren in allgemeinen Berichten über Vertriebene nicht erwähnt.
Während der Deportation von Bulgaren, Armeniern, Griechen und „ausländischen Staatsbürgern“ im Juni wurden noch 3.141 Krimtataren vertrieben, die im Mai es geschafft haben, sich zu retten. So betrug die Anzahl der aus der Krim deportierten Ureinwohner (183.000 für die allgemeine Sondersiedlung, 6.000 Menschen in Lagerreserven, 6.000 in Gulag, 5.000 für Trust „Moskowugol“) 200.000 Menschen. Unter den erwachsenen Spezialsiedlern gab es auch 2.882 Russen, Ukrainer, Roma, Karäer und Vertreter anderer Nationalitäten, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu Mischehen vertrieben wurden.
Der letzte Zugwagen mit den Vertriebenen erreichte Usbekistan am 8. Juni 1944, einige Krimtataren verstarben unterwegs. Laut den offiziellen Quellen starben 191 Personen, was zweifelhaft ist. Aber selbst sowjetische Statistiken zeigen einen Rückgang de Zahl der Vertriebenen.
Unmittelbar nach dem Sieg über den Nationalsozialismus begann die vollständige Demobilisierung der Krimtataren aus der sowjetischen Armee. Im Laufe der Jahre 1945-1946 wurden 8.995 Soldaten in Arbeitslager in Sibirien und im Ural geschickt, und erst 1953 durften sie sich mit ihren Familien im Exil wiedervereinigen. Das gleiche Schicksal erteilten der Soldat mit Auszeichnungen – der zweifache Held der UdSSR Amet-Chan Sultan, der auf die Krim nicht zurückkehren durfte.
Die Deportation hatte katastrophale Folgen für die Krimtataren im Exil. Innerhalb von einem Jahr vor dem Kriegsende starben über 30.000 Krimtatarn an Hunger, Krankheiten sowie Erschöpfung. Die Wirtschaft der Krim erlitt auch Schaden, die keine erfahrenen Arbeiter mehr hatte.
Ausbruchsfälle passierten auch oft. Besonders oft passierte sowas im Jahr 1948, wenn 8.692 krimtatarische Vertriebene flohen, 6.295 von denen wurden wieder inhaftiert und 2.645 strafrechtlich verfolgt. Am 21. Februar 1948 beauftragte die Regierung das Innenministerium durch einen Sonderbeschluss „Über Exil, Vertreibung und Spezialsiedlungen“, ein Regime zur absoluten Einstellung der Flucht einzuführen. Am 28. November 1948 verhängte das Präsidium des Obersten Rates der UdSSR durch sein Dekret „Über die strafrechtliche Verantwortung für die Flucht aus Orten der obligatorischen und dauerhaften Ansiedlung in abgelegene Gebiete der UdSSR während des Großen Vaterländischen Kriegs“ ein lebenslanges Exil und verhängte 20 Jahre Zwangsarbeit für Flucht und 5 Jahre für Verstecken.
Die sowjetische Regierung hat am 5. Juli 1954 alle Sondersiedler unter 16 Jahre und auch Jugendliche, die in die Hochschulen immatrikuliert wurden, abgemeldet. Am 13. Juli 1954 hat das Präsidium des Obersten Sowjets seinen Erlass über die strafrechtliche Verantwortung für die Flüchten aus den Verbannungsorten vom 26. November 1948 rückgängig gemacht.
Seit 1968 organisierte die Sowjetregierung die Rückführung über die sogenannte organisierte Arbeitskräftewerbung. Im Jahr 1969 wurden 104 Familien auf der Krim aufgenommen, im Jahr 1970 – 45 Familien, im Jahr 1971 – 65 Familien. Zudem wurde aufgrund der gründlichsten Überprüfung der Neuansiedlungskandidaten nicht einmal ein dürftiger Plan umgesetzt.
Krimtataren haben selbstständig umgesiedelt. Ende der 60-er – Anfang der 70-er Jahre sind auf die Krim 195 Familien (3496 Personen) angekommen. Darüber hinaus haben die Deportierten auch in anderen Gebieten der ukrainischen Sowjetrepublik gesiedelt, insbesondere in Kherson Gebiet – 1541 Personen, Saporischschja Gebiet – 1063, Donezk Gebiet – 633, Odessa Gebiet – 61. Zum 1. Mai 1973 haben in der Sowjetrepublik 6874 Krimtataren gewohnt.
Am 14. November 1989 verabschiedete der Oberste Sowjet der UdSSR die Erklärung "Über die Anerkennung illegaler und krimineller repressiver Handlungen gegen Völker, die einer Zwangsumsiedlung unterliegen, und den Schutz ihrer Rechte" und am 7. März 1991 die Resolution zur Abschaffung der Gesetzgebung im Zusammenhang mit der Erklärung des Obersten Sowjets vom 14. November 1989 "Über die Anerkennung illegaler und krimineller Repressalien gegen gewaltsam umgesiedelte Völker und den Schutz ihrer Rechte." Infolgedessen erlangte die Wiederherstellung von denselben Vermögensverhältnisse von Repatriierten wie vor der Deportation auf Kosten des Staates die notwendige Legitimität.
Die Ukraine hat sich nie geweigert, die Handlungen der ehemaligen Sowjetunion anzuerkennen, um die Rechte der Deportierten wiederherzustellen, und seit der Unabhängigkeit hat die volle Verantwortung für das Schicksal aller ihrer Bürger übernommen, einschließlich derer, die von Deportationsorten in ihr Hoheitsgebiet zurückkehren.
Die illegale Annexion der Krim durch die Russische Föderation im Februar 2014 hat das Problem hervorgehoben, dass die Krimtataren wieder für ihre Rechte kämpfen. Bereits am 20. März 2014 verabschiedete die Werchowna Rada der Ukraine die Resolution Nr. 1140-18 "Über Garantien der Rechte der Krimtataren im ukrainischen Staat ", in der die Krimtataren als Ureinwohner der Ukraine anerkannt wurden und ihr Selbstbestimmungsrecht in der Ukraine garantiert wurde.
Zum ersten Mal in der jüngeren Geschichte hat die illegale "Regierung" der Krim am 18. Mai eine traditionelle Trauerkundgebung im Zentrum von Simferopol verboten. Krimtataren sind ständig "selektiver Gerechtigkeit" ausgesetzt, sie verschwinden spurlos oder werden tot aufgefunden, und dem Madschlis (Parlament) wird sowohl ein Gebäude als auch die Möglichkeit genommen, mit staatlichen Behörden der "Republik Krim" in einen Dialog zu treten.
Unter solchen Umständen gewinnen sowohl das Gedenken an die Deportationsopfer des krimtatarischen Volkes als auch der Ausdruck der Solidarität im Kampf für die Wiederherstellung ihrer Reche an allukrainische und internationale Bedeutung. Und die Achtung der Menschenrechte auf der Krim benötigt die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft.